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Noch besser wissen, für was Bürgerinnen und Bürger ihr Geld ausgeben und wie es um ihre Bonität steht: Mit ihrem neuen Produkt Check Now stößt die Schufa auf große Kritik von Verbraucherschützern und aus der Politik. Ein Testdurchlauf mit O2/Telefónica wurde nach massiver Kritik nun vorzeitig beendet.

Was ist Check Now?

Das neue Produkt Check Now soll laut Schufa selbst vor allem ein Vorteil für Verbraucherinnen und Verbraucher darstellen. Möchte eine Person einen Vertrag abschließen oder beispielsweise einen Kredit anfordern, kann er bei der Beauftragung die Einwilligung zur Check Now-Prüfung geben. Das geschieht durch das Anklicken eines Häckchens. Anschließend wird das Bankkonto des Auftraggebers analysiert. Die Datenerhebung wird von der BaFin-lizensierten FinaPI GmbH durchgeführt. Das Start Up wurde durch die Schufa aufgekauft, wodurch es sich diese Möglichkeiten erkaufte. Die Daten werden nach der Erhebung an die Schufa weitergeleitet.

Welche Daten werden erhoben?

Die Schufa selbst sagt, dass sich die gespeicherten Daten „ausschließlich auf die zur Bonitätsbewertung und Betrugsbekämpfung relevanten Daten“ beschränken und dass es sich dabei um „keine besonders sensiblen Daten, die bei Kontozugriffen ansonsten zugänglich sind und erst selektiert werden müssen“ handelt. Nach der Analyse leitet die Schufa das Prüfungsergebnis an das jeweilige Unternehmen weiter. Dieses kann dann entscheiden, ob es der Person einen Vertragsabschluss gewährt.

Zukünftig sollen Unternehmen solchen Kunden diese Prüfung anbieten können, die unter normalen Umständen und mit der herkömmlichen Risikoprüfung keinen Vertrag erhalten hätten. Je nachdem, was bei der Check Now-Prüfung herauskommt, ist unter Umständen doch ein Vertragsabschluss möglich.

Strategische Übernahme eines Kontoinformationsdienstes

Die Pläne für weitreichende Einblicke in deutsche Kontoauszüge gibt es schon länger. Bereits Ende 2018 kaufte die Schufa das Münchner Startups Finapi. Dieses hat eine Lizenz der Finanzaufsicht Bafin, mit der es auf Konten zugreifen kann.

Die Lizenz regelt, dass ein Unternehmen Einblicke auf Konten von Privatpersonen erhalten, insofern die Person dem zustimmt. Möglich ist das seit der Einführung der zweiten EU-Zahlungsdiensterichtlinie (PSD2) für sogenannte Kontoinformationsdienste, zu denen auch Finapi gehört. Mit dem Kauf des Münchener Start Ups kann nun auch die Schufa von dieser Lizenz profitieren.

Testphase mit O2/Telefónica vorzeitig abgebrochen

Im November kündigte die Schufa eine Zusammenarbeit mit dem Telekommunikationsanbieter O2/Telefónica an, in der das neue Schufa-Produkt Check Now getestet werden sollte. Seit Anfang November hatten demnach Kunden von O2/Telefónica die Möglichkeit, eine Check Now-Prüfung in Auftrag zu geben. Dazu mussten sie der Schufa ausdrücklich einen Auftrag erteilen, die Daten seien nicht gespeichert worden. Etwa 100 Personen hätten diese Option gewählt, sagte der Konzern, die Ergebnisse der Kooperation hätten jedoch nicht die Erwartungen erfüllt. Bereits Ende November war der Testdurchlauf bereits beendet, ob die massive Kritik an dem Schufa-Produkt ausschlaggebend war, ist nicht bekannt.

Welche Ziele verfolgt die Schufa langfristig?

Mediale Aufmerksamkeit erzeugten vor allem die Recherchen von NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR konnten interne Dokumente der Schufa einsehen. Die wichtigste Frage ist, welche Optionen die Schufa haben kann, wenn die Check Now-Prüfung tatsächlich legitim sein sollte und von Unternehmen genutzt werden sollte. Welche datenschutzrechtlichen Konsequenzen drohen Bürgerinnen und Bürgern?

Laut der Recherchen sollen die erhobenen Daten von der Schufa für zwölf Monate gespeichert werden und auch für die Entwicklung weiterer Produkte verwendet werden. NDR und WDR gehen davon aus, dass die Schufa einen detaillierten Einblick in die Kontoauszüge von Verbrauchern haben möchte, um ihr Scoring noch genauer zu machen. Kontoauszüge würden Personen dann gläsern machen, weil sich auch Lebensstil, Vorlieben und Persönlichkeitszüge herauslesen lassen.

Laut der Recherchen hätte die Schufa-Tochter 2020 in einem Branchen-Event die Möglichkeiten genau erläutert: Es ließen sich demnach aus den Kontoauszügen Daten in zwölf Kategorien und 65 Unterkategorien erheben. Die Schufa könnte mit dem Check Now-Produkt Daten wie Gehalt, Unterhaltszahlungen, Kosten für Strom, Gas oder Versicherungen, Ausgaben für Glücksspiel, Urlaube oder andere private Kosten erheben.

Datenschutz-Kritik an Schufa-Vorgehen

Aktuell prüft das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht, inwiefern die Schufa die Kontoinformationsdienste des Tochterunternehmens nutzen darf und diese Art der Zusammenarbeit legitim ist. Laut der Recherchen von NDR, WDR und SZ habe die Schufa den Testdurchlauf erst an dem Tag gemeldet, als es startete.

Verbraucherschützer kritisieren die Testphase und insbesondere die weitreichenden Möglichkeiten der Datenanalyse, die der Schufa mit einem solchem Dienst zur Verfügung stehen könnten. Klar ist: Wo die Datenprüfung vielleicht helfen könnte, einen Vertragsabschluss zu erhalten, der ohne Prüfung nicht möglich gewesen wäre, so kann es sich auch ins Umgekehrte verhalten. Auch Parteimitglieder haben sich dazu geäußert; während die Linkspartei diese Art der Datenerhebung- und verarbeitung verbieten möchte, FDP und auch SPD das Projekt sehr kritisch sehen, begrüßt Sebastian Steineke (CDU)  solche Prüfverfahren.

 

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