Die Informationswirtschaft sieht sich eher als Verlierer der Einführung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Die Gründe: Erhöhte Kosten für Mitarbeiterschulungen und vor allem der enorme Mehraufwand durch das Anpassen der Arbeitsabläufe, Pflichtschulungen für Mitarbeitende und technische Neuerungen wie Privacy-by-Design und Privacy-by-Default. Es gibt aber auch positive Aspekte der DSGVO, zeigt die aktuelle Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung.

Studie zeigt Ist-Zustand in der Informationswirtschaft

Im Mai 2020 veröffentlichte das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW Mannheim) die Ergebnisse zu einer Umfrage in der Informationswirtschaft. Es wurden im März 2020 etwa 600 Unternehmen der Branche befragt, wie sie die Umsetzung der DSGVO bewerten, welche positiven und negativen Aspekte sie benennen können.

Das Ergebnis: Viele Unternehmen der deutschen Informationswirtschaft sind häufig mit der DSGVO unzufrieden. Zwei Jahre nach der Einführung  überwiegen die negativen Folgen und aus Sicht der Unternehmen ist auch keine Besserung in Sicht. Lediglich knapp fünf Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass die positiven Aspekte der DSGVO überwiegen.

Informationswirtschaft besonders schwer von DSGVO betroffen

Zu den besonders prägnanten Kritikpunkten der befragten Unternehmen gehören die verkomplizierten Geschäftsprozesse und der höhere Arbeitsaufwand zur Umsetzung der DSGVO, wie etwa notwendige Datenschutz-Schulungen für Mitarbeitende. Um diese Kritik besser verstehen zu können, muss die Branche der Informationswirtschaft näher beleuchtet werden. Dabei handelt es sich um eine Querschnittsfunktion in Unternehmen, die durch alle Ebenen der Organisation führt. Zu den Kernaufgaben gehört das Informationsmanagement, das sowohl technisch-technologische, wirtschaftliche und rechtliche Aspekte mit sich bringt. Immer geht es auch um das Erheben, Verwerten und Speichern von Daten – also um eines der Kernanliegen der DSGVO.

Es scheint innerhalb der verschiedenen Teilbranchen der Informationswirtschaft unterschiedliche Einschätzungen zu den Auswirkungen zu geben. 62 Prozent der  IKT-Hardwarehersteller und 58 Prozent der IKT-Dienstleister in der Branche der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) geben in der Umfrage an, dass die positiven und negativen Aspekte ausgeglichen sind oder sogar die positiven Aspekte überwiegen. Schlechter schneidet die DSGVO bei den Medien- und wissensintensiven Dienstleistern ab: Weniger als die Hälfte der Unternehmen teilen die obige Einschätzung.

 

Kritik an DSGVO: Mehraufwand durch komplizierte rechtliche Situation

Grundsätzlich lassen sich die Bedenken verstehen. „In etwa 60 Prozent der Unternehmen haben sich die Geschäftsprozesse durch die Einführung der DSGVO verkompliziert“, sagt Dr. Daniel Erdsiek, ZEW-Experte für Digitale Ökonomie.

Dazu gehört, dass beispielsweise umfassende Veränderungen der Informationspflichten und der Betroffenenrechte beachtet sowie neue Konzepte wie Privacy-by-Design und Privacy-by-Default umgesetzt werden mussten. Mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmen geben an, dass solche notwendigen Anpassungen zu einem hohen Arbeitsaufwand geführt hätten. Für mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen sind die zusätzlichen Kosten für Datenschutz-Mitarbeiterschulungen und einem gestiegenen Bedarf an externer Beratung durch die Einführung der DSGVO ein weiterer Kritikpunkt.

Blick in Zukunft

Die befragten Unternehmen sehen für sich an der DSGVO auch für die Zukunft keine Vorteile. Nur etwa zwölf Prozent der Unternehmen geben in der Umfrage an, dass sie durch die DSGVO mit einem Vertrauenszuwachs der Kundinnen und Kunden rechnen. Lediglich fünf Prozent glauben, dass die DSGVO zu einem Wettbewerbsvorteil für EU-Unternehmen auf internationalen Märkten geführt hat. Werfen die Unternehmen einen Blick auf ihre eigene Geschäftsentwicklung, sieht die Einschätzung nicht besser aus. Nur drei Prozent glauben, dass die Einführung der DSGVP sich positiv auf die eigene Geschäftsentwicklung ausgewirkt hat.

Ein weiteres Ergebnis der ZWE-Umfrage schließt an diese Einschätzung an: 17 Prozent der befragten Unternehmen in der Informationswirtschaft sehen die DSGVO sogar als eine Gefahr für die eigene Geschäftstätigkeit, nur die IKT-Branche schätzt diese Gefahr als etwas geringer ein (8 Prozent). Als Gründe für diese Einschätzung wurde u. a. hervorgebracht, dass die DSGVO Innovationen ausbremst (24 Prozent) und der Einsatz neuer Technologien wie etwa der Künstlichen Intelligenz erschwert oder verhindert wird (13 Prozent).

„Bereits im Dezember 2017, also kurz vor Inkrafttreten der DSGVO, haben wir die Unternehmen der Informationswirtschaft zu den erwarteten Auswirkungen der Neuregelungen befragt. Im Vergleich zu den aktuellen Ergebnissen zeigt sich, dass jede abgefragte negative Konsequenz der DSGVO häufiger eingetreten ist, als im Dezember 2017 erwartet“, so Erdsiek. So glaubten mit der Einführung der DSGVO noch 30 Prozent, dass die Neuregelung zu einer erhöhten Rechtssicherheit führen wird. 2020 stimmten dieser Aussage nur noch 20 Prozent zu.

Positive Auswirkungen der DSGVO

Es gibt jedoch auch aus der Informationswirtschaft Positives in Sachen DSGVO zu berichten. 36 Prozent der Unternehmen finden es durchaus gut, dass im Rahmen der Vorbereitung und Umsetzung der DSGVO ihre Prozesse überprüft und optimiert wurden. 29 Prozent der befragten Unternehmen nutzten die Umstellung, um ihre Verfahren zur Verarbeitung von Daten zu standardisieren.

 

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