datenschutzstudie dsgvo

Während der Coronakrise wurde das Arbeiten im Homeoffice zu einem Muss. Das Arbeiten von Zuhause und das nutzen von Videokonferenz-Tools war in vielen Unternehmen notwendig, um die betrieblichen Strukturen aufrecht zu erhalten. Jedoch bremst gerade die Verordnung, die (auch) einen datenschutzkonformen Umgang mit digitalen Medien ermöglichen soll, deutsche Unternehmen aus. Das war das Ergebnis der repräsentativen Bitkom-Studie „DSGVO und Corona –Datenschutzherausforderungen für die Wirtschaft“. Wird die DSGVO zur Innovationsbremse?

Weniger digital aus Furcht vor Datenschutzverletzungen

Der Digitalverband Bitkom befragte im Zuge der Datenschutzstudie in 504 deutschen Unternehmen (mit mehr als 20 Mitarbeiter*innen) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für den Datenschutz verantwortlich sind, z. B. betriebliche Datenschutzbeauftragte, Geschäftsführer*innen oder auch IT-Leiter*innen. Zu den Themenschwerpunkten der Datenschutzstudie gehörte die Mediennutzung in der akuten Corona-Krise. Die Ergebnisse zeigen, dass einige Unternehmen weniger digitale Tools nutzten, weil sie die Anforderungen an den Datenschutz nicht erfüllen konnten oder zumindest befürchteten, dies nicht zu können.

Auf Kollaborationstools verzichtete demnach fast jedes vierte Unternehmen (23 Prozent), 17 Prozent nutzten solche Tools nur eingeschränkt. Cloud-Dienste wurden von einem Viertel (26 Prozent) nicht vollumfänglich genutzt, zwei Prozent verzichteten sogar komplett darauf. Eines der wichtigsten Hilfsmittel während des Lockdowns waren die Videokonferenzen. Diese Möglichkeit wurde in jedem zehnten Unternehmen (10 Prozent) nur eingeschränkt genutzt, drei Prozent gaben in der Datenschutzstudie an, dass sie aufgrund von Datenschutzvorgaben keine Videotelefonie nutzten.

Die Nutzung von Messenger-Diensten im Unternehmen beschränken vier Prozent, um datenschutzkonform zu handeln. „Viele Unternehmen stecken in einem Dilemma: Einerseits sind sie angewiesen auf Kommunikations- und Kollaborationstools, die die Zusammenarbeit auf Distanz ermöglichen und Dienstreisen ersetzen. Andererseits kritisieren deutsche Aufsichtsbehörden eben jene Tools als nicht datenschutzkonform“, so Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung.

Datenschutzvorgaben hemmen Ausweitung von Homeoffice

Eine der Folgen des Corona-Lockdowns ist, dass sich Unternehmen verstärkt mit den Möglichkeiten und Anforderungen an datenschutzschutzkonformes Arbeiten im Homeoffice beschäftigen müssen.

Bereits vier von zehn Unternehmen (42 Prozent) haben dazu tatsächlich Leitlinien erstellt, 20 Prozent bereits vor der Corona-Krise. 37 Prozent planen oder diskutieren solche Homeoffice-Leitlinien, für weitere sechs Prozent kommen Homeoffice-Leitlinien nicht in Frage, 13 Prozent der Teilnehmer*innen der Datenschutzstudie gaben an, dass ihr Unternehmen kein Homeoffice erlauben würde.

Auch das Einsetzen von unternehmenseigenen Kontaktverfolgungs-Apps bei Covid19-Infektionen ist bisher kein Thema. Aber immerhin jedes fünfte Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeiter*innen (22 Prozent) denkt über eine eigene Tracing-App nach oder plant sie bereits. Jedes zehnte Unternehmen gibt an, dass einige Corona-Maßnahmen aufgrund von Datenschutzbestimmungen nicht angegangen werden. Dabei sind fast zwei Drittel (62 Prozent) der Meinung, dass das verstärkte Nutzen von Daten bei der Bekämpfung von COVID-19 helfen würde.

DSGVO praktisch nicht umsetzbar

In der Datenschutzstudie wurden die Unternehmen auch dazu befragt, wie weit sie mit der Umsetzung der DSGVO fortgeschritten sind. Jedes fünfte Unternehmen gibt an (20 Prozent), die DSGVO vollständig umgesetzt zu haben und zudem an der Weiterentwicklung zu arbeiten. 37 Prozent haben die Verordnung zu großen Teilen umgesetzt, weitere 35 Prozent teilweise. Gerade mit der Umsetzung gestartet haben weitere sechs Prozent.

„Die immer noch niedrigen Umsetzungszahlen sind ernüchternd“, sagt Dehmel, „die Datenschutz-Grundverordnung lässt sich nun einmal nicht wie ein Pflichtenheft abarbeiten. Im Gegenteil: Durch unklare Vorschriften und zusätzliche Anforderungen der Datenschutzbehörden ist aus der DSGVO ein Fass ohne Boden geworden.“ Diese Auffassung teilen die Befragten der Datenschutzstudie. 89 Prozent sind der Meinung, dass die DSGVO praktisch nicht vollständig umsetzbar ist.

Die größten Herausforderungen bzw. Schwierigkeiten in der Umsetzung der DSGVO sind laut Datenschutzstudie die folgenden:

  • anhaltende Rechtsunsicherheit durch die Regeln der DSGVO (74 Prozent)
  • zu viele Änderungen oder Anpassungen bei der Auslegung der Verordnung (68 Prozent)
  • fehlende Umsetzungshilfen durch Aufsichtsbehörden (59 Prozent)
  • uneinheitliche Auslegung der Regeln innerhalb der EU (45 Prozent)
  • fehlendes Fachpersonal (26 Prozent)

Immer auf der Suche nach Anpassungen der DSGVO, aktuellen Gerichtsurteilen oder Praxishilfen: Mehr als ein Drittel der Unternehmen (36 Prozent) bestätigt, dass die Umsetzung der DSGVO zu einem erhöhten Arbeitsaufwand geführt hat, der sich auch in Zukunft so gestalten wird – 35 Prozent gehen sogar davon aus, dass der Aufwand weiter steigen wird.

DSGVO hemmt Innovation

Die Datenschutzstudie zeigt außerdem, dass viele Unternehmen sich durch die DSGVO ausgebremst fühlen. Mehr als jedes zweite Unternehmen (56 Prozent) gibt an, dass neue, innovative Projekte aufgrund der DSGVO gescheitert sind, entweder wegen direkter Vorgaben oder wegen Unklarheiten in der Auslegung der DSGVO.

Auch die folgenden Vorhaben sind laut Datenschutzstudie (bisher) an den Vorgaben der DSGVO gescheitert bzw. nicht realisiert worden:

  • Aufbau von Datenpools um etwa Daten mit Geschäftspartnern teilen zu können (41 Prozent)
  • Einsatz neuer Technologien wie Big Data oder Künstliche Intelligenz (31 Prozent)
  • Digitalisierung von Geschäftsprozessen (24 Prozent)
  • innovative Datenanalyse (20 Prozent)

Anpassung an DSGVO gewünscht

„Persönliche Daten müssen geschützt werden, das ist unstrittig. Datenschutz darf aber nicht zur Innovationsbremse werden“, so Dehmel, „wenn wir es ernst meinen mit dem Digitalstandort Europa, müssen Datenschutzregeln die datenbasierten Geschäftsmodelle flankieren anstatt sie auszuhebeln.“ Dementsprechend wünschen sich nahezu alle befragten Unternehmen eine Nachbesserung der DSGVO (92 Prozent).

Zu den konkreten Forderungen gehören die folgenden:

  • Informationspflichten praxisnäher gestalten (91 Prozent)
  • Regeln verständlicher machen (85 Prozent)
  • bessere Beratung und Hilfe von den Datenschutzaufsichtsbehörden bei der Umsetzung (83 Prozent)

Auch wenn die Stimmen der Befragten kritisch sind: Sieben von zehn Unternehmen (69 Prozent) sind davon überzeugt, dass die DSGVO weltweit Maßstäbe für den Umgang mit Personendaten setzt. Zwei Drittel (66 Prozent) geben davon aus, dass die DSGVO zu einheitlicheren Wettbewerbsbedingungen in der EU führt und immerhin 62 Prozent sehen die DSGVO als Wettbewerbsvorteil für europäische Unternehmen.

Dieser positive Blick endet bisher an der Tür des eigenen Unternehmens: Für 71 Prozent der Befragten macht die DSGVN Geschäftsprozesse komplizierter.

 

Wir möchten Ihnen gern helfen: Wenn Sie Schwierigkeiten in der Umsetzung der DSGVO haben, dann lassen Sie sich gern von unseren Datenschutzexpert*innen beraten. Wir begleiten Sie gern in Ihrem individuellen Umsetzungsprozess.
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